Uraufführung: 28.10.2016, Mitteldeutsche Kammerphilharmonie; Dessau, Bauhaus Dessau
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Der Zweite Weltkrieg war geprägt vom Leid Unschuldiger, vom Terror und der Unterdrückung von Minderheiten, von alltäglicher Gewalt. Er hinterließ ein Schatten auf allen Menschen dieser Welt, es blieb ein Trauma, welches noch heute seine Nachwirkungen zeigt. In Bertolt Brechts „Flüchtlingsgesprächen“ treffen zwei im Exil in Amerika lebende Männer aufeinander, zwar in sicherer Distanz zu den Geschehnissen auf dem europäischen Kontinent, sind sie doch noch immer geprägt und beeinflusst von dem, was unter der Diktatur der Nationalsozialisten geschah. Denn sie waren ihrer Heimat beraubt, entwurzelt, in einem Land, in dem sie nicht hingehörten, nicht zu Hause waren. Sie waren konfrontiert mit der Frage, „wer sind wir?“, denn ihre gesamte Identität war in Frage gestellt, ihre Nationalität ein Ballast, ihre Tradition missbraucht und verschandelt. Nichts ist, wie es zu sein scheint, alles nur ein Trugbild, eine Täuschung und eine Lüge, das ist die Erkenntnis, die die beiden Männer treffen. Es gibt von allem zwei Seiten und das ist es auch, was die Grundlage für die Komposition „Orchesterstück I für Paul Burmeister“ bildet, welche geprägt ist von Dualitäten, dem Kampf des Individuums und der Konfrontation mit Leid und Trauer. Eine Komposition, entstanden aus einer intensiven Beschäftigung mit der Zeit der NS Diktatur und dem Leben in der darauffolgenden Deutschen Demokratischen Republik, mit den Komponisten Hanns Eisler und Paul Dessau und dem Werk und Leben von Bertolt Brecht, gewidmet dem während des Zweiten Weltkrieges gefallenen Maler Paul Burmeister. Denn, was damals geschah, hinterließ Spuren, Narben und Nachwirkungen, die noch heute zu spüren und zu sehen sind.